FINANCE: Kapitalaufbau und Kapitalverbrauch sinnvoll planen!
Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob Ihre Altersvorsorge wirklich ausreicht und wie Sie Ihren Vermögensaufbau so gestalten können, dass Sie später genügend Geld haben? Sie sind nicht allein. Immer mehr Menschen möchten sich frühzeitig über ihre finanzielle Zukunft informieren, um entspannter in den Ruhestand zu gehen oder sogar früher „finanziell frei“ zu werden.
In diesem Artikel erfahren Sie, warum die Kombination aus fundiertem Vermögensaufbau und einem durchdachten Entnahmeplan essenziell ist, um Ihre Lebensqualität im Alter zu sichern. Dabei lernen Sie sowohl den klassischen Kapitalverzehr als auch Strategien zum Kapitalerhalt kennen. Außerdem erhalten Sie einen konkreten Aktionsplan, um Ihnen den Start zu erleichtern.
Erfahren Sie, warum ein Entnahmeplan nicht nur Kapitalverzehr, sondern auch Kapitalerhalt ermöglichen kann und wie Sie durch strategischen Vermögensaufbau langfristig profitieren.
Wie funktioniert der Vermögensaufbau und warum ist er so wichtig?
In Phase 1 wird eine solide Basis für Ihren Ruhestand geschaffen. Sie beginnt mit dem Vermögensaufbau.
Doch was bedeutet das genau? Unter Vermögensaufbau verstehen Sie das gezielte und langfristige Investieren in unterschiedliche Anlageklassen wie Aktien, ETFs, Anleihen oder Immobilien. Dabei profitieren Sie insbesondere vom Zinseszins-Effekt, der im Laufe der Jahre erhebliche Renditen erwirtschaften kann. Je frühzeitiger Sie beginnen, desto effektiver macht sich die Zeit für Sie bezahlt. Je später Sie beginnen, desto höher muss der monatliche Sparbetrag sein, um die Wunschsumme zu erreichen.
Welche Rolle spielen Entnahmepläne für Ihre Altersvorsorge?
Nachdem Sie sich ein gewisses Vermögen aufgebaut haben, stellt sich die Frage: Wie nutzen Sie dieses Geld im Alter, um den gewünschten Lebensstandard zu halten?
Genau hier kommen Entnahmepläne ins Spiel. Dies ist Phase 2: hier legen Sie fest, wie viel Kapital Sie jährlich oder monatlich Ihrem Portfolio entnehmen möchten.
Wichtige Aspekte dabei sind:
- Kapitalverzehr: Sie verzehren Ihr Kapital über einen definierten Zeitraum und brauchen es komplett auf.
- Kapitalerhalt: Sie entnehmen nur die erwirtschafteten Renditen (z. B. Dividenden oder Zinsen), sodass Ihr Kapitalstock bestehen bleibt und das Geld weiter für Sie „arbeiten“ kann.
Ist Kapitalverzehr immer unvermeidlich?
Wenn Sie überlegen, Ihren Lebensabend über mehrere Jahrzehnte zu finanzieren, scheint ein Kapitalverzehr zunächst unvermeidlich. Je nach Höhe Ihres Vermögens und Ihrer Ausgaben kann es sein, dass Sie Ihr Erspartes nach und nach aufbrauchen.
Allerdings gibt es Möglichkeiten, diesen Effekt zu minimieren:
- Langfristige Rendite: Es wird nur so viel Geld entnommen, wie tatsächlich gebraucht wird. Der andere Teil des Kapitals bleibt weiter investiert und kann jährliche Gewinne erwirtschaften.
- Dynamische Entnahme: In guten Börsenjahren können Sie etwas mehr entnehmen, in schlechten Jahren reduzieren Sie Ihre Auszahlungen. So kann sich Ihr Vermögen teilweise regenerieren.
Wie lässt sich Kapitalerhalt in der Praxis umsetzen?
Stellen Sie sich vor, Ihr Portfolio erzielt langfristig eine durchschnittliche Rendite von 3 % bis 4 % pro Jahr nach Inflation. Wenn Sie lediglich diesen Ertrag entnehmen, bleibt Ihr Kapital im Kern bestehen. Das hört sich verlockend an, benötigt jedoch ein ausreichend großes Vermögen: Bei 1 Mio. Euro und einer Rendite von 3 % könnten jährlich 30.000 Euro entnommen werden, ohne das Grundkapital anzutasten. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass Börsenschwankungen die tatsächliche Rendite zeitweise deutlich beeinflussen können. Es ist daher ratsam, eine Notreserve zu halten, damit in schwächeren Jahren flexibel reagiert werden kann.
Kapitalaufbau oder Kapitalverzehr – was kommt wann zum Einsatz?
Beide Begrifflichkeiten sind abhängig von der persönlichen Lebenssituation und den Lebensphasen. Während beim Berufseinstieg, der Familienphase sowie in der Mitte des Lebens der Kapitalaufbau im Vordergrund steht, geht es ab der Lebensmitte bis zum Ruhestand um den Kapitalverzehr. Wie sich die einzelnen Lebensphasen finanziell gestalten lassen, finden Sie in diesen Blog-Artikel.
Welche Strategie eignet sich bei schwankenden Märkten für den Kapitalaufbau?
Finanzmärkte können stark volatil sein, was den Vermögensaufbau und die Entnahmephasen gleichermaßen beeinflusst. Umso wichtiger ist es, auf Diversifikation zu setzen. Bei der Diversifikation sind diese Punkte wichtig:
- Streuung: Verteilen Sie Ihr Kapital auf verschiedene Anlageklassen (z. B. Aktien, Anleihen, ETFs, Immobilienfonds).
- Rohstoffe oder Gold: Ergänzen Sie Ihr Portfolio bei Bedarf mit inflationsgeschützten Wertpapieren, Gold oder anderen Rohstoffen, um die Schwankungen abzufedern.
- Risiken abwägen: Bedenken Sie, dass jedes Investment Risiken birgt. Verschiedene Märkte gleichen jedoch oftmals Verluste aus, wenn andere Bereiche Gewinne verzeichnen.
Wie erstelle ich nun einen konkreten Entnahmeplan in der Phase Kapitalverzehr?
Sobald sich Ihr Depot dem gewünschten Wert nähert oder Sie in den Ruhestand starten, empfiehlt sich ein individueller Entnahmeplan. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
Schritt 1:
Ermitteln Sie Ihre jährlichen Ausgaben
Eine detaillierte Haushaltsrechnung zeigt Ihnen, wie viel Geld Sie tatsächlich benötigen.
Schritt 2:
Kapitalerhalt oder Kapitalverzehr
Entscheiden Sie, ob Sie Ihr Vermögen nach und nach aufbrauchen oder nur die Erträge ausgeben möchten.
Schritt 3:
Festlegen der Entnahmerate
Eine Orientierung bietet die bekannte Faustformel der „4-%-Regel“. Sie starten im ersten Jahr mit 4 % Entnahme von Ihrem Depot und passen diesen Betrag jedes Jahr um die Inflation an. Gleichen Sie dies mit den persönlichen Ausgaben ab und ob Sie sich für Kapitalerhalt oder Kapitalverzehr entschieden haben.
Schritt 4:
Anpassung an Marktentwicklungen
Reduzieren oder erhöhen Sie die Entnahme entsprechend der Performance Ihrer Anlagen. Bleiben Sie flexibel!
Wie könnte es konkret aussehen?
Diese 3 Praxis-Beispiele zeigen, wie Kapitalverzehr, Kapitalerhalt und eine Hybrid-Lösung konkret aussehen.
Option Kapitalverzehr
Frau Meier ist Single und hat keine Erben. Sie möchte ihr Erspartes komplett aufbrauchen. Dabei ist ihr Ziel, das aufgebaute Vermögen über 30 Jahre verteilt zu entnehmen. Bis zum Renteneintritt hat sie sich ein Vermögen von 600.000 Euro aufgebaut.
- Umsetzung: Sie startet mit einer Entnahme von 4 % (24.000 Euro/Jahr), also 2.000 Euro monatlich. Zusätzlich erhält sie eine gesetzliche Rente.
- Ergebnis: Laut der 4-%-Regel kann das Geld in vielen Szenarien 30 Jahre halten, vorausgesetzt, das Portfolio erwirtschaftet langfristig ausreichende Renditen.
Option Kapitalerhalt
Herr Müller ist Familienvater und hat sich ein diversifiziertes Portfolio im Wert von 1 Mio. Euro aufgebaut, welches jährlich rund 3% Netto-Rendite (nach Abzug von Inflation) erwirtschaftet. Im Gegensatz zu Frau Meier möchte er sein Kapital erhalten und an seine Kinder vererben.
- Umsetzung: Er entnimmt maximal 3 % pro Jahr (30.000 Euro), passt die Summe aber in schlechten Börsenjahren etwas nach unten an.
- Ergebnis: Sein Vermögen bleibt in guten Jahren sogar stabil oder wächst leicht weiter. In schwachen Marktphasen reduziert er die Entnahme. Auf diese Weise behält er sein Polster.
Option Hybrid-Lösung
Familie Lang hat klassisch in eine Rentenversicherung investiert und sich über die Zeit ein Depotvermögen mit 500.000 Euro aufgebaut. Bei ihrem Vermögensaufbau stand eine planbare Sicherheit sowie die Flexibilität beim Vermögensaufbau im Vordergrund. Bei der Auszahlung in der Rentenphase steht nun ein Vermögen von insgesamt 800.000 Euro zur Verfügung.
- Umsetzung: Aus der Rentenversicherung fließt eine garantierte monatliche Zahlung. Aus dem Depot entnehmen die Meiers jährlich 3–4 % je nach Marktlage.
- Ergebnis: Ein Teil des Vermögens ist als Rente sicher und finanzierbar, während das Depot eine flexible Entnahme erlaubt. Das Depot bietet Wachstumschancen mit entsprechenden Risiken.
Welche Handlungs-Empfehlung führt Sie Schritt für Schritt ans Ziel?
Wenn es konkret darum geht, Ihre Finanzen in den Griff zu bekommen und einen Entnahmeplan zu entwickeln, ist Organisation und Struktur alles.
Dieser Leitfaden bietet Orientierung:
- Informieren und bilden
Machen Sie sich mit den Grundlagen der Geldanlage vertraut (ETFs, Aktien, Anleihen, Immobilienfonds). - Plan aufstellen
Setzen Sie sich realistische Spar- und Renditeziele. Kalkulieren Sie, wie viel Kapital Sie zum gewünschten Zeitpunkt benötigen. - Zahlungen Automatisieren
Richten Sie monatliche Sparpläne ein, um konsequent in ein Weltportfolio zu investieren. - Meilensteine definieren
Überprüfen Sie in regelmäßigen Abständen Ihren Vermögensstand und passen Sie Ihre Strategie an. - Entnahmeplan simulieren
Testen Sie verschiedene Szenarien (z. B. 3-%- oder 4-%-Regel), um ein Gefühl für mögliche Entwicklungen zu bekommen. - Pläne Feinjustierung
In der Praxis wird es selten perfekt laufen – bleiben Sie flexibel und justieren Sie Ihre Entnahmerate, Ihren Lebensstil und Ihre Anlagestrategie, wenn nötig.
Fazit
Sie sehen: Es lohnt sich, rechtzeitig einen umfassenden Plan zu entwickeln, wie Sie Ihr Vermögen aufbauen und später nutzen. Dabei geht es nicht nur um Kapitalverzehr, sondern um die Chance, Teile Ihres Vermögens langfristig zu erhalten oder sogar weiter auszubauen. Ein kluger Entnahmeplan gibt Ihnen die Sicherheit, im Alter flexibel und selbstbestimmt zu handeln. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die moderne Finanzprodukte bieten, achten Sie auf eine breite Streuung und behalten Sie sowohl Ihre Ausgaben als auch Ihre Risikobereitschaft stets im Blick. Die Grundlage für Ihren finanziellen Erfolg ist dabei immer eine klare Zieldefinition, ein Geduld und das kontinuierliche Anpassen Ihrer Strategie an veränderte Lebensumstände.