Die besten Steueroptimierungsstrategien für Investoren

FINANCE: Überblick zum Thema Finanzen & Steuern!

Für viele Menschen, die investieren, dreht sich alles um die Auswahl der richtigen Aktien, Fonds oder Anleihen. Das Erzielen der maximalen Rendite. Doch ein oft vernachlässigter Aspekt, der einen erheblichen Einfluss auf die tatsächlichen Gewinne hat, ist die Steueroptimierung. Investoren, die die steuerlichen Regeln und Optimierungsmöglichkeiten nicht berücksichtigen, verlieren oft einen erheblichen Teil ihrer Rendite an das Finanzamt. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie durch eine clevere Steuerplanung Ihre Steuerlast senken und langfristig Ihre Gewinne maximieren können.

Grundlagen der Besteuerung von Kapitalanlagen in Deutschland

In Deutschland werden Einkünfte aus Kapitalanlagen mit der sogenannten Abgeltungssteuer besteuert. Diese beträgt pauschal 25 Prozent auf alle Kapitalerträge, zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. In Summe ergibt sich eine maximale Steuerbelastung von rund 28 Prozent.

Zu den Kapitalerträgen zählen:

  • Dividenden: Einkünfte aus Aktienbeteiligungen.
  • Zinsen: Erträge aus Anleihen, Sparbüchern und anderen zinsbringenden Anlagen.
  • Kursgewinne: Gewinne aus dem Verkauf von Aktien, Anleihen oder Fondsanteilen.

Die Abgeltungssteuer ist eine pauschale Steuer. Dies bedeutet, dass der persönliche Einkommenssteuersatz keine Rolle spielt. Unabhängig von Ihrem Gesamteinkommen werden Gewinne aus Kapitalanlagen immer mit dem gleichen Steuersatz belastet. Es gibt jedoch zahlreiche Strategien, um diese Steuerlast zu reduzieren und somit die Nettorendite zu erhöhen.

Seit 1. Januar 2018 gilt das neue Investmentbesteuerungs-Gesetz. Dieses betrifft insbesondere Aktienfonds, Mischfonds und Immobilienfonds. Im Vergleich zu vorher hat sich für Sparer einiges geändert. Weitere Details finden Sie hier.

Tipp 1: Freibeträge nutzen – Sparer-Pauschbetrag

Ein erster, einfacher Schritt zur Steueroptimierung besteht darin, den sogenannten Sparer-Pauschbetrag auszunutzen. Jeder Anleger in Deutschland hat Anspruch auf einen jährlichen Freibetrag in Höhe von 1.000 Euro (für Verheiratete 2.000 Euro). Bis zu diesem Betrag bleiben Kapitalerträge steuerfrei. Hierzu müssen Sie bei Ihrer Bank einen Freistellungsauftrag einreichen. Wird kein Freistellungsauftrag gestellt, behält die Bank automatisch die Abgeltungssteuer ein, selbst wenn Ihre Erträge unter dem Freibetrag liegen.

Ein Beispiel:
Sie haben Dividenden in Höhe von 800 Euro im Jahr erhalten. Mit einem Freistellungsauftrag wird keine Steuer auf diesen Betrag erhoben. Ohne Freistellungsauftrag müssen Sie jedoch die volle Abgeltungssteuer auf diese Erträge zahlen, obwohl sie eigentlich steuerfrei wären.

Tipp 2: Verluste steuerlich nutzen – Verlustverrechnung

Eine der effektivsten Steueroptimierungsstrategien ist die Nutzung von Verlusten, um die Steuerlast zu reduzieren. Verluste aus Kapitalanlagen können mit Gewinnen verrechnet werden, um die Steuerbasis zu senken. Das heißt, wenn Sie in einem Jahr Verluste aus dem Verkauf von Wertpapieren erlitten haben, können diese mit den Gewinnen aus anderen Anlagen verrechnet werden. Dabei gibt es jedoch unterschiedliche Verlust-Töpfe.

Wichtig zu beachten ist dabei, dass Verluste aus Aktienverkäufen nur mit Gewinnen aus Aktiengeschäften verrechnet werden können. Gewinne aus anderen Kapitalanlagen wie Zinsen oder Fonds können nicht mit Aktienverlusten verrechnet werden. Zugleich ist bei Aktieninvestments eine Verlustverrechnung nur bis zu 20.000 Euro pro Jahr zulässig. Dies sollte bei reinen Aktieninvestments berücksichtigt werden, zumal ein Totalverlustrisiko nicht ausgeschlossen werden kann. Aktuelles Beispiel hierfür ist die Wirecard-Aktie.

Verluste lassen sich generell in das nächste Jahr vortragen und können mit zukünftigen Gewinnen aus Kapitalanlagen verrechnen.

Beispiel:
Sie haben Aktienverluste in Höhe von 5.000 Euro im Jahr 2024 und Aktiengewinne von 10.000 Euro. Durch die Verrechnung der Verluste reduzieren Sie die steuerpflichtigen Gewinne auf 5.000 Euro, was Ihre Steuerlast erheblich mindert.

Tipp 3: Langfristige Anlagen bevorzugen – Zinseszinseffekt und Steuerstundung

Eine der besten Strategien, um langfristig Vermögen aufzubauen und gleichzeitig die Steuerlast zu senken, ist es, auf langfristige Kapitalanlagen zu setzen. Warum? Der sogenannte Zinseszinseffekt spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, das eigene Vermögen über einen längeren Zeitraum zu vermehren.

Langfristige Anlagen, wie z. B. Aktien, die über mehrere Jahre gehalten werden, profitieren von einem stetigen Wachstum und Dividendenausschüttungen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Gewinne aus Kapitalanlagen erst dann besteuert werden, wenn sie realisiert werden – also, wenn das Investment verkauft wird. Durch die Verzögerung des Verkaufs können Sie die Steuerlast aufschieben und so den Zinseszinseffekt maximieren. Bei Investmentfonds in einem klassischem Depot ist die Vorabpauschale zu berücksichtigen, Vorteile bieten hier Fondspolicen.

Beispiel:
Sie haben eine Aktie für 5.000 Euro gekauft, und sie steigt über fünf Jahre auf 10.000 Euro. Solange Sie die Aktie nicht verkaufen, wird kein Gewinn besteuert, und Sie profitieren weiterhin von möglichen Wertsteigerungen und Dividenden.

Exkurs Vorabpauschale

Die Vorabpauschale wird als fiktiver Ertrag berechnet. Sie gilt für alle Arten von Investmentfonds. Dieser fiktive Ertrag berechnet sich aus dem Basiszins, welchen das Bundesministerium für Finanzen jährlich neu festlegt, und dem Wert Ihrer Fondsanteile zu Jahresbeginn zusammen.

Dabei ist die Vorabpauschale selbst ist nicht die zu zahlende Steuer. Sie ist als fiktiver Ertrag die Bemessungsgrundlage, auf die die Abgeltungsteuer erhoben wird. Auf die ermittelte Vorabpauschale wird dann die Kapitalertragsteuer in Höhe von 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer erhoben.

Werden zu einem späteren Zeitpunkt die Fondsanteile gewinnbringend verkauft, wird die bereits gezahlte Vorabpauschale bei der Steuerberechnung auf den Veräußerungsgewinn angerechnet. Es erfolgt also keine Doppelbesteuerung.

Investment-Strategie und Steuern gehen Hand-in-Hand.
Eine Beratung durch einen Experten ist zu empfehlen, gerade wenn es sich um größere Summen und Zeiträume handelt. Mit professioneller Unterstützung können Sie Ihre individuellen Möglichkeiten zur Steueroptimierung vollständig ausschöpfen und Ihre finanziellen Ziele schneller erreichen.

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Tipp 4: Timing des Verkaufs – Zeitliche Gewinnrealisierung

Ein wichtiger Aspekt ist das „First In, First Out“-Prinzip (FIFO). Beim Verkauf von Wertpapieren werden immer die Anteile, die Sie zuerst gekauft haben, als zuerst verkauft angesehen. Wenn Sie beispielsweise Aktien vor vielen Jahren zu einem niedrigen Preis gekauft haben und der Kurs seitdem stark gestiegen ist, könnte der Verkauf dieser Anteile eine hohe Steuerlast nach sich ziehen.

Beispiel:
Sie besitzen 100 Aktien eines Unternehmens, die Sie in zwei Tranchen gekauft haben – 50 Aktien vor zehn Jahren zu einem niedrigen Kurs und 50 Aktien vor zwei Jahren zu einem höheren Kurs. Durch das FIFO-Prinzip werden beim Verkauf zuerst die älteren, günstigeren Aktien berücksichtigt, was zu einer höheren steuerpflichtigen Differenz führt.

Tipp 5: Kapitalerträge im Ausland – Doppelbesteuerung vermeiden

Investitionen in ausländische Aktien und Fonds können attraktiv sein. Sie bringen jedoch auch steuerliche Herausforderungen mit sich. Viele Länder erheben eine sogenannte Quellensteuer auf Dividenden und Zinsen, die direkt vom Ertrag abgezogen wird. In vielen Fällen können Sie diese Quellensteuer jedoch auf die deutsche Abgeltungssteuer anrechnen lassen, sofern zwischen Deutschland und dem betreffenden Land ein Doppelbesteuerungsabkommen besteht.

Beispiel:
Sie erhalten Dividenden von einem US-amerikanischen Unternehmen, und die USA behalten 15 % Quellensteuer ein. Diese Steuer können Sie in der Regel auf Ihre deutsche Steuer anrechnen lassen, so dass keine Doppelbesteuerung erfolgt.

Es ist wichtig, die steuerlichen Regelungen der Länder zu kennen, in denen Sie investieren. Stellen Sie sicher, dass Sie alle erforderlichen Schritte unternehmen, um Doppelbesteuerungen zu vermeiden.

Tipp 6: Steuern sparen mit Schenkungen – Vermögen steuerfrei übertragen

Eine oft übersehene Möglichkeit zur Steueroptimierung ist die gezielte Schenkung von Vermögenswerten an Angehörige oder Dritte. In Deutschland gelten für Schenkungen hohe Freibeträge, die alle zehn Jahre erneut ausgeschöpft werden können. Dabei können Eltern ihren Kindern pro Elternteil 400.000 Euro steuerfrei schenken. Für Enkelkinder liegt der Freibetrag bei 200.000 Euro und für Ehepartner bei 500.000 Euro.

Diese Freibeträge ermöglichen es, große Vermögenswerte schrittweise steuerfrei zu übertragen. Damit wird die Steuerlast im Erbfall gesenkt. Gerade bei größeren Depots oder Immobilienvermögen ist es sinnvoll, Schenkungen frühzeitig in Betracht zu ziehen, um das Vermögen in der Familie zu halten – ohne dass hohe Steuern anfallen.

Beispiel:
Die Eltern besitzen ein Depot im Wert von 800.000 Euro und möchten dieses an ihre beiden Kinder übertragen. Statt dies erst im Todesfall zu tun und möglicherweise Erbschaftssteuer zahlen zu müssen, können sie das Depot zu Lebzeiten schrittweise übertragen und so von den hohen Freibeträgen profitieren.

Tipp 7: Fondspolicen – Steuervorteile durch Versicherungsprodukte

Ein oft unterschätzter Weg zur Steueroptimierung ist die Investition in sogenannte Fondspolicen. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Kapitalanlage und Versicherung, die erhebliche steuerliche Vorteile bietet.

Bei Fondspolicen werden die Kapitalerträge während der Ansparphase nicht versteuert. Erst bei der Auszahlung fällt eine Steuer an. Diese ist oft deutlich niedriger als bei herkömmlichen Kapitalanlagen. Zudem gilt bei Fondspolicen, dass nach einer Mindestlaufzeit von 12 Jahren und bei einem Alter des Anlegers von mindestens 62 Jahren nur 50 Prozent der Erträge besteuert werden müssen.

Ein weiteres Plus ist die Möglichkeit, Fondspolicen steuerbegünstigt an Erben zu übertragen. Unter bestimmten Voraussetzungen können diese Policen steuerfrei vererbt werden, was sie zu einem attraktiven Instrument der Nachlassplanung macht.

Ein oft übersehener Vorteil der Steueroptimierung ist hier der sogenannte Steuerstundungseffekt. Solange keine Steuern auf die Erträge anfallen, kann das gesamte Kapital weiterinvestiert werden. Dies führt zu höheren Gesamtrenditen. Der Steuerstundungseffekt ermöglicht es Ihnen, den Zinseszinseffekt voll auszuschöpfen und Ihr Vermögen schneller zu vermehren.

Einen ausführlichen Blog-Artikel zur Fondspolice finden  Sie hier.

Beispiel:
Sie zahlen über 20 Jahre in eine Fondspolice ein und erreichen bei Auszahlung ein beträchtliches Vermögen. Da nur 50 % der Erträge besteuert werden, fällt Ihre Steuerlast deutlich geringer aus als bei einer direkten Kapitalanlage.

Fazit: Steueroptimierung als Schlüssel zu höheren Renditen

Die Steueroptimierung ist ein entscheidender Bestandteil jeder erfolgreichen Investmentstrategie. Indem Sie die steuerlichen Regeln nutzen, können Sie Ihre Nettoerträge steigern und langfristig mehr Vermögen aufbauen. Nutzen Sie Freibeträge, setzen Sie Verluste gezielt ein und wählen Sie Ihre Anlagen strategisch aus, um Steuern zu minimieren.

Denken Sie daran:
Es ist nicht das, was Sie verdienen, sondern das, was Sie behalten – dies ist entscheidend für Ihren Vermögensaufbau. Ebenso wie bei der Gehaltsabrechnung: brutto und netto unterscheiden sich. Beim Vermögensaufbau gibt es Spielräume, die aktiv genutzt werden können.

 

Disclaimer
Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken, ist nicht vollumfänglich und stellt keine steuerliche, wirtschaftliche oder rechtliche Beratung dar.

„Es ist nichts Schlechtes daran, wenn ein Anleger, der sich nicht auskennt, dies merkt. Das Problem ist, wenn ein nicht wissender Anleger glaubt, etwas zu wissen.“
Warren Buffet

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