Sandra_Ernst Blog - Sparst Du noch oder investierst Du schon

Sparst Du noch oder investierst Du schon?

In der Vergangenheit schwelgen

Wer erinnert sich noch an die Zeit, als unser Vermögen in Bundesschatzbriefe mit attraktiven Zinssätzen von bis zu 5% und komplett ohne Kursrisiko angelegt wurde? – Dies ist schon viele Jahre her und heute leben wir im Zeitalter der Niedrigzinspolitik.

 

Warum Niedrigzins? Oder eher Negativ-Zins?

Der Auslöser für die Niedrigzinspolitik liegt bei der Europäischen Zentralbank (EZB) und er führt zu Negativ-Zinsen.

Bereits in 2014 wurden diese für Banken eingeführt, wenn Banken Geld bei der Notenbank parken. Bei dieser Parkposition handelt es sich um die Einlagen der Sparer. Lange Zeit wurde der Negativ-Zins nicht direkt an die Kunden weitergegeben. Dies hat sich geändert und es gibt unterschiedliche Regelungen je Bank; die Weiterbelastung ist zum Teil rechtlich umstritten. Doch auch Tagesgeld- und Festgeldzinsen sind fast bei Null. Der aktuelle Negativ-Zins für Banken bei der EZB liegt aktuell bei minus 0,5 Prozent.

Zugleich bietet die EZB den Banken sehr niedrige Zinsen an. Dies hilft den Staaten im europäischen Raum die Wirtschaft anzukurbeln.

 

Warum ist das nun so schlimm?

Das Geldvermögen der privaten Haushalte ist im zweiten Quartal 2021 um 159 Mrd Euro auf 7325 Mrd Euro gewachsen. Das Vermögen der Deutschen steigt kontinuierlich an¹.

Die Deutschen sind Europameister im Sparen. Die Sparquote liegt gemäß der Statistikbehörde Eurostat bei inzwischen über 17%. Dies bedeutet, dass 17% vom Nettoeinkommen nicht konsumiert werden und somit gespart werden.

Wie sieht das Sparverhalten aus?

Die spannende Frage ist nun, wie sieht das Anlageverhalten der Deutschen aus. Für das zweite Quartal 2021 ist die Aufteilung gemäß den Ausführungen der Deutschen Bundesbank wie folgt²:

Bargeld und Einlagen 40%
Schuldverschreibungen 1,6%
Anteile an Investmentfonds 11,1%
Versicherungen und Pensionskassen 34,8%
Sonstige Forderungen 0,4%

Stand: 30.06.2021

 

40% des gesparten Vermögens sind Bargeld und Einlagen. Wir sprechen hier von einer Summe in Höhe von 2930 Mrd Euro. Unter Berücksichtigung oben genannten Ausführungen werden somit für 2930 Mrd. Euro Vermögen durch Niedrig-Zins keine Erträge erzielt und mit Negativ-Zins sogar Gebühren belastet.

34,8% sind in Versicherungen und Pensionskassen angelegt. Das Geld ist vor dem Tag der Auszahlung meist nicht greifbar und es besteht somit keine Flexibilität für den Anleger. Provisionen und Gebühren sind für die Anleger meist nicht eindeutig und daher wissen die wenigsten Anleger die Netto-Rendite ihres Versicherungsproduktes.

Zeit zum Umdenken

Die Ausführungen machen deutlich: „Weiter so“ ist weder rentabel noch sinnvoll. Der deutsche Sparer wird mit dieser Methode nicht reich, sondern arm und es besteht dringend Handlungsbedarf. Vermögen wird vernichtet anstatt vermehrt. Das Thema Inflation ist zusätzlich in Betracht zu ziehen.

Es ist elementar wichtig, dass aus dem Sparen ein Investieren wird. Dies ist mit Kapitalmarktprodukten möglich. Es geht hier um einen nachhaltigen Vermögensaufbau. Das hat nichts mit schnellen Gewinnen oder gar Spekulationen zu tun. Die Zielsetzung ist, in einem mittel- bis langfristigen Zeitraum vernünftige Renditen zu erzielen. Das Risiko bleibt mit erklärbaren Kursschwankungen und einer breiten Diversifikation/Verteilung überschaubar.

Im skandinavischen und angelsächsischen Ländern wird dies übrigens schon länger und sehr viel intensiver betrieben als in Deutschland. Daher ist die Entwicklung einer Aktienkultur in Deutschland wünschenswert. Dieser Weg ist auch nicht alleine zu gehen, sondern es gibt gute Möglichkeiten einer individuellen Begleitung unter Rendite- und Risikogesichtspunkten.

 

Mein Ratschlag

Lieber früher als später das Sparen reduzieren und dafür schnell mit dem Investieren beginnen.
Und so heißt es dann bald für Sie: Ich investiere heute, denn sparen war gestern!

 

¹Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im zweiten Quartal 2021 | Deutsche Bundesbank
²Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im zweiten Quartal 2021 | Deutsche Bundesbank